Immer denk ich an Piroshka, jaja, aber die ist schon lange tot. Was will man also in Budapest, wegen dem Wein kommt sicher niemand hierher, und auch Gulasch sprich Essen ist woanders besser. Sehenswürdigkeiten im herkömmlichen Sinne gibt es auch keine und ohne Sonne ist der Osten deprimierend. Oder?
Fassaden, Fassaden, Fassaden. Wunderbare Architektur, Jugendstil und Neorenaissance, Neobarock und Gründerzeit, nicht eine Straße, in der man nicht dreimal stehen bleiben muss um nach Oben zu schauen. Resultat; Tausend Bilder und ein steifer Nacken, schmerzende Füße und große Freude.
Ich war vor ca. 15Jahren zuletzt in dieser Stadt, konnte mich kaum an irgendetwas erinnern, außer Kettenbrücke, Fischerbastei, Opernhaus. Die Stadt ist längst nicht mehr so schwarz wie früher, viel Häuser sind restauriert, aber leider sind auch die ganzen in Europa üblichen Billighandelsketten eingezogen, Bershka residiert in bester Lage, schade um die alte Pracht. Vieles ist geschlossen und wartet auf durchgehende Restauration, die alte und auch im Verfall wunderschöne Pariser Passage wird irgendwann ein Luxushotel, davon kann die Stadt anscheinend nicht genug bekommen.
Goldene Kuppeln einer Synagoge, dahinter ein Moscheeartiges Gebäude, errichtet für die ungarischen Juden, welche im ersten Weltkrieg gefallen sind. Ein paar koschere Restaurants, überall Erinnerungen an den Holocaust, am schrecklichsten die Schuhe, welche an der Donau aufgereiht daran erinnern, dass die Pfeilkreuzler hier hunderte von Menschen erschossen haben um sie danach einfach in die Donau zu versenken. Wer den Osten bereist, wird immer wieder mit diesen Greueltaten konfrontiert, 50000 ungarische Menschen, die nebenbei und durch kein Zutun außer ihrer Geburt als Solches nun eben zufällig Juden waren. Frauen, Kinder, erschossen von ungarischen Nazis ohne erkenntlichen Druck, unter Mitwirkung von Frauen, ja von Priestern.
Auf der Suche nach König Etzel und den Hunnen habe ich an vielen Fassaden Erfolg, hier und da ein Kopf so wie ich mir den Gatten Krimhilds vorstelle. Dann auf der Fischerbastei die drei Burgunder, Gernot, Gunther und Giselher, auch Krimhild wird gefunden, eingereiht in meine Kartei der Nibelungen.
Waren sie wirklich in Ungarn zuhause? Oder kamen sie mit den Völkerwanderungen aus der heutigen Mongolei, aus dem fernen Asien? Ist das der Grund für die so fremde ungarische Sprache? Ich erhoffe mir morgen Aufschluss darüber, wenn ich das Nationalmuseum aufsuche, nachdem ich auf dem Heldenplatz hoffentlich noch ein paar Recken vor die Linde bekomme, dort, wo die großen Anfänge der ungarischen Geschichte aufgestellt sind. Aber bis dahin ist noch Zeit, zuerst geht es heute Abend auf die Suche nach der Gänseleber ungarischer Art….
Ja, die gute Gänseleber. Paprika. Und Knoblauch, schließlich gehörte Transsylvanien lange Zeit zu Ungarn. Eine der Attraktionen der Stadt sind zweifellos die schönen Markthallen aus der Jahrhundertwende, Berge von Schinken, Vorhänge aus Salami, Berge von Gänsefleisch und Schweinespeck, der Zigeunerbaron hätte hier in Saus und Braus gelebt. Budapest, jederzeit wieder! Aber nicht zum Abnehmen, selbst wer täglich 6 Stunden zu Fuß unterwegs ist, wird den Wettlauf um die Kalorien nicht gewinnen. Da fragt man sich, wie die Mädchen der Stadt so schlank bleiben. Sie wissen doch : Ja, so ein Mädel, ungarisches Mädel…“ Also, auf nach Budapest!