Wer kennt es nicht, das schöne Lied von Boy George, „From Bombay to Rajasthan…“. Hippiezeiten, längst überholt geglaubt, aber nicht in Pushkar. War früher der Hippietreffpunkt das südliche Goa, treffen sich heute die Überbleibsel der Flower-Power am Heiligen See zu Pushkar. Aber zehn Tage vor Vollmond im November wird ihr Nirvana gestört durch einen ungewöhnlichen Trubel. Hunderte Kamele werden in die umliegenden Dünen getrieben, Indiens größter Viehmarkt öffnet seine Pforten. Hier, wo vor langer Zeit Brahma seinen Lotus fallen liess, entstand dadurch ein kreisrunder See, in dem zu Vollmond tausende on Rajputenfrauen zum heiligen Bade strömen, in voller Montur untertauchen und der Ort dem unglaublichen Varanasi ähnlich wird. Ein schönes, buntes Bild der einfachen Volksreligion, getrennt von Treiben der Händler, welche meist schon ein paar Tage vor Vollmond wieder mit ihren bunt geschmückten Kamelen abziehen.
Der Ort selber sehr malerisch, seine Brücken und Badeghats sind mit Heiligen gefüllt, endlose Geschäfte bieten Kitsch und bunte Kunst, alles schreit vor Farbe, nur die stoischen Kühe lassen sich nicht von all dem bunt beirren. Was ihnen allerdings durch den mit bunten Hörnern geschmückten Kopf geht, als plötzlich unter wildem Getöse die Götter höchstpersönlich auf einem Umzug durch die Gassen getragen werden, dass wissen nur selbige. Welch ein Spektakel, der vierköpfige Brahma nebst Saraswati, der blaue Nilkand, Gott Shiva persönlich grüßt in die Menge, Krishna spielt liebevoll auf seiner Zauberflöte und sogar der Reiterheld Babuji ist angetreten, dem Volke auf die Finger zu schauen.
Als das Spektakel wie ein Spuk vorüber ist, herrscht wieder Ruhe, wenn man das schnauben, schreien und gurgeln der Kamele als Ruhe bezeichnen kann. Wie im alten Heerlager Kaiser Akbars kommt man sich vor zwischen den vielen Wagenburgen, den Frauen, welche unter den Kamelhintern deren Dungkugeln aufsammeln, den wirren Typen mit ihren bunten Turbanen, Ali Baba ist überall, nirgends werden die Gestalten der 1001 Nacht lebendiger.
Natürlich muss man mindestens zwei Nächten in Pushkar bleiben und wer mit dem Reisediwan unterwegs ist, weiß, dass die einzig standesgemäße Herberge das wunderbare Royal Pushkar Camp ist. Die beturbanten Hausgeister verwöhnen einen mit großer Freundlichkeit, die heißen Duschen und sogar der reichlich fließende Wein lassen vergessen, das wir eigentlich inmitten der Wüste nächtigen. Pushkar, nach all den Jahren und immer wieder, dein Zauber ist ungebrochen!