Marrakesch

Zwölf Kilometer einer rötliche Lehmmauer ziehen sich um Marokkos afrikanischste Stadt. Nur Kano in Nigeria verfügt über eine noch längere Mauer. Die Stadt war immer Mittelpunkt des Handels und Wandels zwischen der Sahelzone und Marokko, gegründet im 12ten Jahrhundert ist sie die archaischste Stadt des Landes. Nicht überall schön, aber ein Magnet für Reisenden aus aller Welt. Ihre traumhaften Riads laden zum Verweilen ein, ihre Monumente lohnen immer wieder einen Besuch, die engen Gassen mit den unzähligen Märkten sind immer wieder ein Erlebnis.
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Schöne Haustüren vor rosabraunen Mauern, Palastmauern von gewaltiger Dicke, alles scheint der Oasenarchitektur entnommen, Stampflehm ist auch hier das vorherrschende Material. Störche haben sich eingenistet wo einst Sultane residierten, noch heute nimmt der königliche Palast einen großen Teil der Altstadt ein. Doch der alte Glanz scheint vorbei, die Straßen sind alles andere als Elegant, man muss hinter die Mauern schauen, um das alte und edle Marokko zu finden. Nirgends weist etwas auf den Reichtum hinter den Mauern hin, Palast und einfaches Haus sind außerhalb der Innenhöfe nicht zu unterscheiden.
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Natürlich gehört es zur Pflicht, dem Gauklerplatz, dem ehemaligen Platz der Gehängten, in der Dämmerung seine Aufwartung zu machen. Wenn der Tag dem Ende zugeht, werden dutzende von Garküchen aufgebaut, die in weiße Kittel gehüllten Kellner rufen nach Kunden, die Tische biegen sich unter Fleisch- und Geflügelbergen, Innereien, Hammelköpfen und Fleischspießen. Der Dunst der Grillküchen hängt über dem ganzen Platz, die Schneckenverkäufer und Dattelhändler buhlen um Kundschaft.
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Nur wenige Schritte von hier, am Zugang zu den endlosen Souks, haben die Olivenhändler ihre winzigen Geschäfte und Berge von eingelegten Oliven, Limonen und Chilli bilden eine farbenprächtige Kulisse, vor der sich die Hausfrauen drängen. Gleich daneben wird die überall für den Tee gebrauchte Minze angeboten, gegenüber finden wir den ganzen Tag Hammel im Tontopf,  angesengte Köpfe bilden die Aushängeschilder für diese gewöhnungsbedürftigen Delikatessen.
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Das Licht verschwindet schnell im Orient, der Ruf des Muezzin erschallt über dem riesigen Platz, ein wunderbarer Zauber geht vom weltberühmten Kuttubiya- Minaret aus, wie vieles in der Stadt wird es Abends angestrahlt, so dass seine endlosen Verzierungen noch besser zur Geltung kommen. Noch Stunden werden die Trommeln der Atlasberber zu hören sein, ihre naiven Aufführungen ziehen nach Einbruch der Dunkelheit vor allem die Einheimischen an. Gut, dass Schlange nichts hören können, sie werden unter den Deckeln und Körben bis zum nächsten Tag den Schlaf der Gerechten schlafen.
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Männer in Kapuzenmänteln, Frauen in farbenprächtigen Djelabas, manche teilverschleiert, so bald sie das Haus verlassen, um das ungebackene Brot zum Bäcker zu bringen,  Männer auf Eselskarren und Motorrollern, die ganze Stadt ist hektisch, laut und doch wieder lautlos. Hunderte von Sackgassen erlauben keinen Durchgangsverkehr, die touristisch geprägten Gassen und Souks sind ohne Autoverkehr, aber die irren Menschenmassen müssen trotzdem bewältigt werden und man ist nach mehreren  Stunden des orientalischen Gewirrs fix und fertig. Gut, dass es dann den verträumten Riad mit seinen Innenhöfen gibt, in dem man wieder Kraft sammeln kann. Kraft für das Abendessen in den besten Restaurants der Stadt. Und wenn es keinen anderen Grund gäbe, Marrakesch aufzusuchen, ich würde es allein der guten Küche wegen immer wieder tun…
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