Sie sind überall. Auf den Mauern der Chella in Rabat, im Badia Palast in Marrakesch, auf jedem Minarett in den kleinen Dörfern des Hochatlas und unterwegs auf Feldern und Wiesen. Kein Ort der Welt ist so geeignet, die Geschichte des Kalifen Storch vorzulesen und lebendig werden zu lassen, wie die uralte Festung vor den Toren von Rabat. Hier, beim alten Grabplatz des schwarzen Sultans, einem der Merinidenherrscher, klappern sie um die Wette, die herrlichen Vögel in ihren roten Strümpfen. (Mein Verdacht, dass alle Stewardessen der AUA eigentlich verzauberte Störche sind, geht auf diese Beinkleidung zurück.). Was mir fehlt, ist eine wahrhaftige Eule, aber ich bin sicher, eines Tages findet auch diese sich ein, ich werde mich in Indien einmal nach ihr umschauen.
Ich liebe Marokko und kann gar nicht oft genug in dieses wunderbare Land kommen. Seine Städte sind die schönsten und malerischsten außerhalb des Jemen, die Lehmarchitektur liegt an dritter Stelle nach Jemen und Mali, die einzige Stadt, welche sich auf der Welt mit dem alten Sana’a messen kann ist das ehrwürdige Fes. Marrakesch? Nein, sie ist zwar irrsinnig, lebendig, sie ist In und sie ist sicher hochinteressant. Aber sie hat einfach nicht die Würde der in ihren Mauern geschützten Stadt der Idrissiden. Wenn der Muezzin am Morgen über dieser zeitlosen Stadt erklingt, dann weiß ich, dass ich wieder da bin, wo ich eigentlich hingehöre. In diesem letzten bisschen noch intakten Orient, dieser letzten noch besuchbaren Oase der Sinne.
Frühling im Dadestal, der Duft von Orangen bei Skoura, die herrlichen Speisen der Marokkaner, all das ist von einer unbeschreiblichen Intensität, welche es sich nicht nur anzuschauen lohnt, sondern auffordert, diese Lebensart, diese Kultur, diese Schönheit ganz in sich aufzusaugen, sie mitzunehmen, sie zu leben. Meine marokkanischen Lampen zu Hause, meine Versuche, Pastilla zu backen, mein Rotwein aus dem kleinen und so hübschen marokkanischen Teegläsern ist mir jeden Tag eine Erinnerung an ein Land, in welchem ich in der Lage bin, den orientalischen Zauber, den diese Welt für mich immer bedeutet hat, meinen Gästen zu vermitteln. Nur die Fantasia kann ich nicht wirklich nach Hause holen, aber sie meinen Gästen exklusiv bieten zu können, gehört sicher zu den Höhepunkten meiner Frühlingsreise durch das Reich des letzten Sherifen…