Sie waren die ersten selbstständigen Kalifen der islamischen Welt und verlegten ihre Hautstadt nach Damaskus. Nun lag Jordanien auf ihrer Wegstrecke zwischen Mekka, Medina und ihrer Hauptstadt. Amman war Schnittstelle und bekam auf dem Zitadellenhügel eine Palastanlage mit großem Empfangssaal, den die Spanier vor wenigen Jahren sehr schön und sachgerecht restaurierten. Da der letzte Ummayade ja bekanntlich nach Cordoba floh und dort ein Emirat ausrief (754) fühlen sich die Spanier dieser Dynastie verbunden.
Die kleinen Wüstenschlösser, eher eigentlich Raststätten auf dem Wege, sind die eigentliche Hauptattraktion für den Liebhaber der frühen islamischen Kunst und Geschichte. Kaier Wilhelm II hatte bei seinem Besuch in den türkischen Mittelmeerprovinzen das Glück, die Fassade des Schlosses von Mashatta von Sultan Hamid geschenkt zu bekommen. Seine Souveniersammlung bestand ja nun schon aus dem Markttor zu Milet und dem gepriesenen Pergamonaltar, da kam es auf ein paar Steine mehr oder weniger sicher nicht an. Die Fassade ist heute das Glanzstück des islamischen Museums in Berlin, aber die von den Deutschen restaurierte Ruine ist auch ohne die fehlenden Bauteile einen Besuch wert, Teil der Fassade ist durch aus noch in Sito zu bewundern.
Auf dem Weg nach Azraq Richtung Irak liegt die kleine Ruine des Schlösschens von Amra. Dieses Kleinod steht dank seiner Wandmalereien unter dem Schutz des Weltkulturerbes und besticht durch seine lebendigen und teils sehr offenen Bilder. Ganz der byzantinischen Tradition verhaftet zeigt es deutlich, dass unter den Ummayaden die profane Kunst keine Ängste vor menschlichen und allzu menschlichen Darstellungen kannte.
Man muss sich allerdings hüten, diese Malereien als islamische Kunst zu preisen, denn die verschiedenen Künstler waren byzantinisch geschulte Handwerker, welche nun den Auftrag eines islamischen Herrschers ausführten. Ein Teil der Inschriften sind in Latein, arabisch ist deutlich untergeordnet. Die neben dem angeblichen Thronsaal liegenden Bäder sind ebenfalls ausgemalt und zeigen Szenen aus einem Badehaus, eine astrologische Decke und in ihrer Bautechnik eine Weiterführung der römischen Bäder der Spätantike.
Es dürfen Zweifel geäußert werden, ob diese für große Empfänge gänzlich ungeeignete Anlage wirklich als Jagdschloss diente, was so oft behauptet wird. Vielleicht war sie ein intimer Rückzugsort entweder des Kalifen El-Walid II oder des Yazid III. Die fast schon frivol zu nennenden Szenen sprechen für einen nicht der Öffentlichkeit zugänglichen Lustpavillons.
Dagegen spricht die Darstellung vierer regierender Könige, mit dem sich der Kalif offensichtlich gleich stellt in Rang und Würden. Schlecht erhalten aber identifizierbar finden wir den Negus von Äthiopien, Khusrau, den Shah von Persien, der Kaiser von Byzanz und der von den Mauren besiegte Roderich, König des spanischen Westgotenreiches. Zwei nicht mehr erkennbare Gestalten schienen Herrscher Indiens und Chinas zu sein, also alles Regenten der von den Muslimen besiegten oder teilbesiegten Völker.
Andererseits haben die Jagdszenen auf Wildesel und Antilopen dazu geführt, dass man ganz in der Nähe ein Schutzgebiet und eine Aufzuchtstation für die Wildesel und arabische Oryxantilopen angelegt hat. Begonnen mit einem Bestand von 8 Tieren aus Zoobeständen, ist diese Anlage heute in der Lage, die schönen weißen Tiere sogar weiterzugeben, zum Beispiel in das Al Maha Resort in Dubai wo sie sich wie einst inmitten der Sanddünen zu Hause fühlen.
Es muss also nicht gleich Cordoba sein, wenn man sich für die Ommayaden interessiert, Jordanien hat ihnen kleine, aber sehr feine Attraktionen zu verdanken und vielleicht ist es ja eines Tages auch wieder möglich, die große Ummayadenmoschee von Damaskus zu besuchen. Den Syrern ist es zu wünschen….