Das große Glück, eine Sumoschule in Tokyo besuchen zu dürfen, hat uns die Augen geöffnet für eine uns bis dato völlig unbekannte Lebensweise. Bislang haben wir nur den Kopf geschüttelt über die oft nur sekundenlangen Auftritte zweier fast nackter Kolosse in einem Schreinartigen Gebilde im Nationalstadion in Tokyo.
Wer einer Sumoschule beitritt, den erwartet ein unglaublich hartes Leben. Mit 15 frühestens kann der Eintritt erfolgen, ein ehemaliger Sumokämpfer leite so eine Einrichtung, welche klösterliche Züge aufweist. Härteste Disziplin ist gefordert, morgendliches Krafttraining bis zu vier Stunden noch vor dem Frühstück unter Anleitung eines Lehrers, Muskeltraining, Kämpfe, Scheinkämpfe wechseln sich ab, man schwitzt schon beim Zuschauen. Und begreift, wer sich für so ein Leben entscheidet, hat nichts zu lachen. Langsam glaubt man, dass die gewichtigen Männer nur 20 Prozent Körperfett ansetzen, der Rest ist reine Muskelmasse.
Sicher, Kost, Logis und Ausbildung kosten nichts, aber man ist Diener der Schule, putzt, kocht (und weil man dieses lernt, eröffnen viele Sumo Ringer später ein Restaurant), darf weder seine Familie besuchen noch hat man eigenes Geld für Unternehmungen außerhalb der Schule. Und nur ganz wenige schaffen es bis in die höheren Ränge, wo sie dann nicht nur bewundert werden, sondern unermessliche Reichtümer anhäufen können, Nationalhelden werden, glamouröse Hochzeiten feiern und zu Stars der Massen werden. Sogar die Gunst des Kaisers wird einem dann zuteil, aber ist das die harte Zeit wert?
Jede Schule darf maximal einen Ausländer aufnehmen, interessant, dass es vor allem Mongolen schaffen, mehrmals haben sie den ersten Rang erreicht. Gerade bei ihnen ist ein Scheitern mit dem Gesichtsverlust der Familie gegenüber verbunden, sie arbeiten darum noch härter als ihre japanischen Mitringer. Ein Morgen in der Sumoschule, unvergesslich und hochinteressant….und eines ist sicher, für dieses Leben muss man offensichtlich geboren sein…