Vor den Toren des unglaublichen Varanasi liegt der berühmte Wildpark von Sarnath. Hier soll der Buddha sich bei seinen Wanderungen, von Bodhgaya kommend, wo er soeben die Erleuchtung unter dem Bodhibaum erlangt hatte, ausgeruht haben.
Seine Überlegungen gingen dahin, seine Erkenntnis den Menschen nicht mitzuteilen, zu schwierig, zu philosophisch schienen seine Überlegungen. Als aber zwei Rehe seinen laut ausgesprochenen Gedanken gelauscht haben sollen, sah der Erleuchtete dieses als ein Zeichen. Und predigte zuerst den zufällig vorbeikommenden Asketen, welche er vor Jahren kennengelernt, begleitet, und dann verlassen hatte.
Kaiser Ashoka beginnt im dritten Jahrhundert vor Christus mit seiner Suche nach den historischen Wirkungsplätzen des Buddha. Alsbald er einer der Stätten sicher sein kann, lässt er dort eine Säule errichten, deren Inschriften uns heute wichtige Zeugnisse sind für diese Orte. Und da die Ashokasäule von Sarnath erhalten ist, der Ort also gesichert scheint als der Ort der ersten Predigt und somit dem „In Gang setzten des Rades der Lehre“, pilgern die buddhistischen Pilger aus Japan, China, Korea, Thailand und Sri Lanka, Kambodscha und Ladakhs hierher, um ihrem Idol nahe zu sein und seine Lehre zu verehren.
Der riesige Ziegelstupa, mit schönen meist floralen und geometrischen Motiven verkleidet bildet hierzu den Mittelpunkt, die Pilger umrunden den Stupa dreimal, verklärte westliche Buddhisten ebenso wie die ihre Gebetsmühle drehenden Ladakhi aus dem hohen Norden Indiens. Zum Andenken an die zwei Rehe, welche den Platz über jedem tibetischen Kloster zieren und das Rad der Lehre einrahmen, hat man in Sarnath einen kleinen Wildpark wiedererrichtet, in dem sich eine große Gruppe Axishirsche tummelt, lahmfromm und auf frisch gereichte Blätter wartend.
Von den ehemaligen unzähligen Klöstern ist nur wenig übrig, ab und zu der Stumpf eines Stupas, einige Goldplättchen, von den Thais aufgeklebt, ein oder zwei kleinere Verzierungen, wo einst prächtige Klöster standen. Es ist ein besinnlicher Ort, der wohl tut nach der entsetzlichen Hektik von Varanasi. Das der Buddha hier zur Ruhe kam, und nicht im hinduistischen Rom, dem uralten Benares, wird verständlich, wenn man die Stadt besucht hat. Auch wir atmen auf und geniessen das Ambiente, in welchem der Buddha vor 2500 Jahren mit seinem Entschluss, seine Lehre weiterzugeben, die Welt verändert hat.