Auf dem Plateau der Vindhyanberge bei Indore liegt eine der romantischsten Ruinenstädte Indiens. Das heutige Mandu, ehemals die Stadt der Freude, ein Hort des islamischen Indien voller Wunder der Architektur und umgeben von der längsten Stadtmauer Indiens, 75 Kilometer machen der chinesischen Mauer hier echte Konkurrenz.
Langsam steigt der Weg an, Teakholzwälder säumen den Weg, oben angekommen dann die Überraschung, Baobabbäume mitten in Indien. Mausoleen, teilweise mit Gras auf den Kuppeln, eine grandiose Freitagsmoschee voller Schlichtheit und Harmonie, dahinter das erste reine Marmormausoleum Indiens, das Grabmal Hoshang Shahs, ein Prototyp des Taj Mahal.
Zwar liegt die Medrese und das Mausoleum von Mahmud Shah Khiliji in Trümmern, doch gerade die hier überall gesammelten Marmorbläcke voll der arabischen Kalligraphie machen heute noch Freude. Schade, dass man mir partout nicht helfen will, ein paar dieser wunderbaren Blöcke fortzuschleppen.
Baz Bahadur erbaute die größte Sehenswürdigkeit von Mandu, den ungewöhnlichen und majestätischen Schiffspalast entlang eines großen künstlichen Sees. Der ebenso fremde Bau des Hindola Mahals zeugt von portugiesischem Einfluss, in Gondar in Äthiopien steht ein ähnliches Bauwerk, das kann kein Zufall sein. In diesen riesigen, malerischen Palastanlagen sollen zur Blütezeit Mandus 15000 Haremsdamen gelebt haben, bewacht von türkischen und abessinischen Sklavensöldnern. Wir glauben ja fast alles, aber wer soll bei solchen Zahlen nicht zweifeln?
Haremsträume, Badehäuser, unterirdische Fluchtwege und gewaltige Tore, Indiens großes Geheimnis wird nur von Einheimischen Besuchern beachtet. Der Weg dorthin ist wahrlich weit, doch nur 1 ½ Stunden trennen uns von unserem verwunschenen Fort in Maheshwar, wo der lokale Fürst sein Haus für zahlenden Besucher geöffnet hat. Und nirgendwo könnte man die Romanze von Baz Bahadur und seiner zauberhaften Rupamati besser nachempfinden als hier, wo Wein und Wonne zusammenkommen, sobald man sich zum Sundowner auf den hoch über der Narbada gelegenen Terrasse trifft….REISEDIWAN eben, man gönnt sich ja sonst nichts.