Mumien im alten Ägypten, da ist niemand mehr überrascht. Aber in Grönland? Mumien aus dem Land des ewigen Eises? Nun, im Nationalmuseum in der kleinen Hauptstad Nuuk sind vier der sechs Mumien ausgestellt, welche zwei junge Männer im nördlich von Ilulissat gelegenen Ummannaq bei der Schneehuhnjagd in zwei felshöhlen fanden. Eine bis heute einmalige Entdeckung aber bei schmelzendem Eis kann man nicht wissen, ob es nicht weitere Funde geben wird.
Bis zum Anfang des 14ten Jahrhunderts wurden unserer Erkenntnis nach die Toten der Inuit einfach dem Meer übergeben, danach aber auch an Land bestattet, zumindest teilweise. Da die Toten für ihre Jenseitsreise auch Nahrung brauchten, mussten diese zumindest bei Landbestattungen mitgegeben werden, so wurde auch Nahrung sowie weitere zusätzliche Kleidung bei den Mumien gefunden. Die Meeresbestatteten wurden ja hingegen von der Meergöttin und ihren reichen Gaben ernährt.
Für die Reise ins Jenseits hatte man die insgesamt 6 Mumien von Qilakitsoq, dem Ort, der dem Himmel nahe ist, in dicke Kleider gehüllt. Vier Erwachsene, darunter drei ältere, im Gesicht tätowierte Frauen und zwei kleine Kinder gingen offensichtlich gemeinsam in den Tod. Ob die Frauen starben und man ihre Kinder danach tötete und mit begrub ist eine Vermutung, für die es keine Beweise gibt. Das kleine Wesen in seinen dicken Fellkleidern blickt jedenfalls klagend auf den Besucher, der sich die Mumien in einer Ecke des kleinen Museums anschauen kann.
Wenn ein Inuit stirbt, begibt er sich unter eine Decke, unter der er ein Jahr verweilt, bevor er dann den Teppich auf der anderen Seite verlässt und in das Jenseits gelangt. Eine lange Reise also, für die man den Verstorbenen präparieren musste. Dafür aber wurde er nicht etwa kunstvoll mumifiziert, wie in Ägypten, sondern einfach nur warm gekleidet, in Unterkleider aus Vogelhaut und Robbenfelle, mit Zusatzkleidung versorgt, mit Amuletten ausgestatte und man gab ihm Nahrung mit. Den Rest erledigte die trockene Luft. Nur ihre ewige Ruhe sollten sie doch nicht bekommen, die Schneehühner haben das verhindert…
Grönland mit dem REISEDIWAN, Juni und Juli 2018