Am Cuibafluss und seinen Zubringern ist die Welt noch in Ordnung. Endlos ziehen sich Bäume die hohen Ufer entlang, überall schwirrt es, Seidenreiher und Coicoireiher in endlosen Zahlen, Kormorane, Nachtreiher, der Ornithologe bekommt Schnappatmung. Aber all das haben wir auch im Süden gesehen, wir sind eigentlich nur hier, um dem Jaguar aufzulauern und glauben eigentlich nicht, dass es uns gelingen wird, die schöne Katze zu Gesicht zu bekommen.
Aber es dauert keine <stunde, da sitzt seine Majestät in einer Baumlücke am Ufer, sein heiles Auge blickt gelangweilt auf die Fotografen, er scheint sich seiner Schönheit bewusst. Sein Gähnen könnte Tote erwecken, seine Zähne sind in der Lage, jeden Kaimanpanzer zu durchbrechen, Capybaras und Kaimane sind seine Hauptspeisen. Mission completet, wir sind glücklich.
Eine weitere Schönheit zeigt sich nur kurz am Ufer und der Rest des Tages bringt außer großer Hitze nicht viel. Als wir dann fast eingeschlummert sind, kommt das große Nachmittagsspektakel. Ein verliebtes Jaguarpärchen ist ans Ufer gekommen, um zu trinken. Vorsichtig, abwechselnd, sich gegenseitig beobachtend. Schmusend, brüllend, dann wieder die große rosa Zunge schlürfend ins Wasser haltend. Ein atemberaubendes Schauspiel, welches alle unsere Hoffnungen in den Schatten stellt.
Dass Tiger schwimmen können, habe ich auf vielen Fotos gesehen aber ich bin nie wirklich dabei gewesen. Und das Katzen eigentlich wasserscheu sind, ist allgemein bekannt. Aber hier vor unseren Augen geht eine geschmeidige Großkatze baden. Langgestreckt, gedehnt, vorsichtig schleicht sie sich vom hohen Ufer in die braune Flut, nur die Schädeldecke ist noch zu sehen, gefolgt von den Booten kommt sie wenig später wieder an Land um dann noch einmal hineinzuspringen. Nur ein Fisch, schade, wir hätten gerne einen Alligator zwischen ihren Zähnen gesehen….
Ich musste 18 Jahre lang nach Indien fahren, um meinen ersten Tiger zu sehen. Nun bin ich das zweite Mal im Pantanal und die drittgrößte Raubkatze der Erde zeigt sich in fünf Exemplaren. Mehr geht wirklich nicht. Aber dieser Besuch hat, wie Indien ja auch, süchtig gemacht. Ich werde wiederkommen, um den Jaguar jagen zu sehen. Wollen Sie mich da wirklich nicht begleiten???