Der Mittlere Atlas liegt wie eine Barriere zwischen Fes und der Wüste, seine Zedernwälder gehören zu den großen Naturschätzen des Landes. Berberaffen tummeln sich unter den Bäumen, große Hochebenen, Heimat der Schafzüchter, erstrecken sich zwischen mäßigen Gebirgszügen. Noch ist es zu kalt, die Nomadenzelte der Sommerhirten sind noch nicht aufgebaut. Auch auf den Bergspitzen des Hochatlas liegt noch Schnee, ein kalter Wind streicht über die Ebenen.
Im Tal des Zis ist der Frühling allerdings schon eingekehrt, die Obstbäume stehen in Blüte, wie immer ist der Blick auf die herrlichen Oasen des Tales ein unglaubliches Ereignis. Tausende und abertausende von Dattelpalmen geben sich ein Stell-dich-ein, Lehmhäuser liegen links und rechts des fruchtbaren Landes, dieses ist das Marokko, welches ich liebe, seit dem ich es das erste Mal sehen durfte.
Auf dem Weg ins Dadestal ist die Wüste durchzogen von merkwürdigen Sandhügeln. Diese sogenannten Foggaras sind der uralte Wasserweg von der Quelle zu den Oasen, unterirdisch wird ein Tunnel gebaut und der dabei anfallende Bauschutt wird hochgezogen und ausgeschüttet, daher die vielen Hügel. Und auch wenn diese Tradition heute außerhalb von China nirgends mehr existiert, bewundern wir die stummen Zeugnisse dieser hochintelligenten Wasserzufuhr, welche über hunderte von Kilometern unter den Wüstenböden Marokkos, Irans und des Oman gezogen wurden.
Das Dadestal ist der wohl aufregendste Teil des Südens, die schönste Flussoase Nordafrikas. Bunte Bergwelten schließen das liebliche Tal ein, Obstbäume blühen in kräftigem Rosa, Weisen stehen noch in winterlicher Kleidung zwischen Palmen, überall durchdrungen vom dunklen grünen Futterklee. Mächtige Lehmburgen trutzen den Zeiten, bizarrste Felsbilder scheinen ihre jahrhundertealten Geschichten zu erzählen, wie seltsame Völker ziehen sie ihre Bahnen entlang der Talwände. Und nachdem wir eben noch auf der Höhe einen Schneesturm erleben, scheint nach einer Stunde die Sonne, als hätte sie uns nie verlassen. Wunderbares Marokko in allen Facetten, ein Land wie kein anderes, ein letztes Refugium für Liebhaber des unverfälschten Orients.