Acht Jahre ist es her, dass ich den Kaziranga Nationalpark besucht habe. Damals voller Begeisterung wegen der Nashörnern und vor allem den Riesennashornvögeln, sollte es zu der Nagareise einen krönenden und erholsamen Abschluss bringen, beides ist uns gelungen.
Kaziranga, die Perle des Teestaates Assam ist morgens grundsätzlich in einen dichten Nebel gehüllt, der Diphlu River und der Brahmaputra sind im Winter immer wärmer als die ansonsten kalte Morgenluft und so stehen die Bäume wie einsame Gespenster im Dunst. Aber kaum haben wir die kleine Lodge in aller Frühe verlassen, steht ein mächtiges Panzernashorn nahe der Straße im Nebel und verzehrt sein Frühstück. Urgewalt pur, diese Tiere scheinen aus einer andern Welt. Ihre Panzer schieben sich übereinander wie eine Ritterrüstung.
Da sich die meisten Tiere (es sollen über 2000 sein) morgens im dichten und sehr hohen Gras aufhalten, findet man sie am besten vom Rücken der gezähmten Elefanten aus, die allerdings furchtbar unbequem sind und einem die Beine bis zur Schmerzgrenze spreizen. Aber was tut man nicht alles, den Geschöpfen Allahs nahe zu kommen, schwankend und mit den Kameras kämpfend geht es durch das mannshohe Schilfgras bis man unmerklich tatsächlich hautnah an diese Ungetüme herankommt.
Da die Nashörner die Elefanten nicht als Feinde betrachten, lassen sie sich wenig stören. Wir kommen einem verletzten Riesen sehr nahe, es scheint, er hat sich mit einem Kollegenangelegt, denn Tiger greifen normalerweise keine ihnen überlegenen Tiere an. Der Mahot schwört darauf, früh morgens einen bengalischen Tiger gesehen zu haben, aber dieses Mal bleibt uns die Großkatze verborgen. Auch gut, wir freuen uns an den endlosen grasenden Schweinshirschen, die gedrungen durch die Gegend ziehen und hier anscheinend den größten Tierbestand darstellen. Dieser Axis porcinus ist als Futter für den gefürchteten Tiger ideal, aber dieser scheint heute schon gefrühstückt zu haben.
Den großen Nashornvogel bekommen wir dieses Mal nicht zu Gesicht, aber immerhin eine kleinere Spezies der gleichen Familie, welche in den Bäumen hoch über dem Highway sein Unwesen treibt. Daneben gibt es im Park unzählige Klaffschnabelstörche, Gänse in großen Scharen und den wunderschönen Adjudantstorch, der sich von seiner Frau nur durch ein knallgelbes Auge unterscheidet. Viele Schlangenadler sind im Park zuhause, dazu Geier und Falken, die Auen und Flussläufe bieten genügend Nahrung für die gesamte Vogelschar. Star in der Manege ist aber natürlich immer wieder die wunderschöne Hinduracke, welche in ihrem türkisfarbenen Gefieder keine Chance hat, unentdeckt zu bleiben.
Kaziringa war ein würdiger Abschluss zu unserem Abenteuer Nagaland, kaum zu glauben, dass ich morgen schon wieder in der Hektik von Bangkok sein werde und meine Gäste zum Frieren in Deutschland verdammt sind. Aber man soll ja Schluss machen, wenn es am schönsten ist, und es war sicher nicht unsere letzte Indienreise! Im Februar planen wir wieder Tiger, dazu Leoparden und unbekannte Traumstädte in Rajasthan, also eine wunderbare Vertiefung der “normalen” Rajasthanreisen der letzten Jahre. Dabei sein ist alles, und sagen Sie nur nicht, Sie hätten ja nichts davon gewusst!