Wer kennt sie nicht, die Legende um die schöne Königstochter zu Kolchis, welche ihrem Liebhaber Jason das goldene Vlies, kostbarster Schatz ihres Landes, aushändigte und so schrecklichen Verrat an ihrem eigenen Volk verübte. Nun, sie hat nicht in Tiflis gelebt, sondern wohl um 6 Jahrhunderte vor unserer Zeitrechnung in Poti, unten am Schwarzen Meer.
In Tiflis aber ist dank der Berliner Museen und der Stiftung Preußischer Kulturbesitz das Nationalmuseum neu erstanden und mit einer grandiosen, wenn auch recht kleinen Schatzsammlung einen Besuch wert. Dort liegen Schätze aus drei Epochen, zum einen die hochinteressanten Funde der Frühzeit, dann die Goldgegenstände des goldenen Zeitalters von Kolchis und dazu die antiken Stücke der römisch- byzantinischen Epochen.
Ohrgehänge von geradezu atemberaubender Eleganz und Raffinesse, Punktstanzungen auf Silbergürteln, welche in die Schule des Kessels von Gündestrup verweisen (Nationalmuseum von Kopenhagen), an die Skythen erinnernde Goldauflagen kostbarer Stoffe, modern anmutende Halsketten und wunderbar gefasste und sehr gekonnt geschliffene Gemmen und Edelsteine lassen den Besucher staunen und gerne lässt man sich endgültig davon überzeugen, dass die Legenden um Medea der Wahrheit entsprechen.
Georgien ist das Land des Goldes, auch heute noch wird in den Flüssen und reißenden Bächen des Hochkaukasus durch einlegen von Schafsfellen in sargähnliche Holzkästen, die man wiederum in den Wasserläufen befestigt, Gold gewonnen. Winzige Partikel des gesuchten Edelmetalls verfangen sich in den Schafsfellen und so hatten die Kolchier wahrlich goldene Felle vorzuweisen.
Wer immer ihnen aus dem archaischen Svanetien dieses Gold an die Höfe lieferte, muss ständig um sein bisschen Leben gefürchtet haben, denn bis tief in das einundzwanzigste Jahrhundert hinein galt der Weg in den Hochkaukasus als lebensgefährlich. Heute hat man die Svanen gezähmt, langsam rollen die ersten Touristen in diese schönste Region Georgiens und man glaubt sich im Jemen, wenn man vor den unglaublichen Dörfern steht, in denen jeder Hof und jedes Haus durch einen hohen Verteidigungsturm geschützt ist.
Wir sind momentan leider nur auf Stippvisite in Georgien, aber diese zwei Tage haben gereicht um meine Sehnsucht nach Svanetien von neuem zu wecken. Vielleicht schaffen wir es ja im nächsten Jahr, wieder einmal eine Reise in den Hochkaukasus aufzulegen, es lohnt jede Stunde, welche man unter den Fünftausendern verbringen darf…