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Antarktis – Teil IV, Ice, Ice, Baby

Sonne und blauer Himmel, ein Bilderbuchtag im Artic Sound. Schwertwale ziehen ihre Bahnen, lassen sich allerdings nicht wirklich blicken. Das Packeis ist so dick, dass wir unmöglich wie geplant nach Paulet Island gelangen können, aber dafür bekommen wir einen der schönsten Pinguinstrände der Welt geboten. Low Tide Cave ist der Traum eines jeden Tierfotografen, ein kleiner und übersichtlicher Strandabschnitt, den hunderte und tausende Adeliepinguine für sich gebucht haben.

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Ihre Pudelmützenhaften Jungen stehen überall brüllend herum , nicht hübsch aber niedlich, Familienmannschaften stolzieren aufs Meer zu, stürzen gemeinsam in die Fluten, kehren schwarz glänzend und sich schüttelnd wieder an Land zurück. Eisblöcke verbergen die eigentliche vom Tidenhub abhängige Lagune, in der das Zeitfenster für einen Besuch relativ knapp gehalten ist. In den freiliegenden Tümpeln finden sich Muscheln und kleines Getier, auf den Felsen sitzen die hübsch-hässlichen Scheidenschnäbel und turteln was das Zeug hält, irgendwie scheinen sie für den heutigen Abend eine Balletaufführung zu planen und sind teilweise schon in ihren Abendschuhen, so schön wie hier habe ich sie bislang nirgends beobachten können.

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Die weißen Augen der schwarzköpfigen Adeliepinguine blinzeln munter zu uns herauf, die kleinen Kerle sind Neugierig und alles andere als scheu. Zwar fliehen sie aufgeregt und auf dem Bauche rutschend, als sich die lauten Zodiaks nähern, aber dann siegt die Neugier und sie schauen den Ankommenden interessiert zu.

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Da die Lagune meist keinen Aufenthaltsort bieten kann, haben sich die Eltern mit ihren Jungtieren auf einen Abhang zurückgezogen, so dass die Küken schwer auszumachen sind. Ihre braunen Zottelkleider sind nicht sehr ansprechend, ihr Klagegeschrei fordert mehr Futter und ihrem Leibesumfang nach scheinen sie zu bekommen was sie schreiend verlangen. Einzelne Pinguine spazieren übers Eis, andere spiegeln sich in den Felstümpeln, ein kleines, ganz unerwartetes Paradies.

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Schwer und laut krachend bahnt sich die MS Bremen ihren Weg ins Eis. Schollen zerbersten, das Schiff kracht und stöhnt, Pinguine eilen davon und flitzen überall durchs Wasser. Unglaublich, welche Kraft dieses Schiff entwickelt, niemand hält für möglich, was wir hier erleben dürfen. Wirbel bilden sich und spielen mit kleinen Eisblöcken, Türkisblau schimmern die unteren Teile der Eisplatten durch die Wasseroberfläche. Glatt und wie aus Schwermetall liegt die See da, Ehrfurcht vor so viel Schönheit liegt in der Luft, eine unwirkliche Welt liegt rund um das Schiff.

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Große Gruppen Adelie stürzen aufgeschreckt davon, als wir einen Teil ihrer Hausscholle berühren und die Heimatinsel damit in drehende Bewegung versetzen, man flieht über Eis und liegt schlittenhundähnlich auf dem Bauche, ein kleiner Moses scheint zu überlegen, ob der die Gesellen durch das Meer führen soll auf der Flucht vor unserem Pharaonendampfer.

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Zu den Bilder könnten man Geschichten schreiben, die ach so menschliche Art der Pinguine reizt immer wieder zum Lachen. Hunderte springen ins Wasser und vollführen aufregende Tauchshows. Und das Licht scheint wie ausgesucht an diesem Nachmittag, ganz große Kulisse inmitten dieses unberührten Fleckens unseres großartigen Planeten.

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Der Tanz auf den Wellen während der Nacht schleudert diverse Gegenstände durch die Kabine und an Aufstehen ist nicht zu denken. Aber ab 10.30h beruhigt sich die See und ein neuer Tag kann langsam beginnen. Traumkulissen in der Gerlache Street, Eisberge und großartige Festlandmassen, ein wunderbares Licht spielt mit Wind und Wellen und der Abend ist der schönste der Reise. Die Sonne spiegelt sich in Schnee und Eis, langsam glauben wir doch noch, dass wir das Antarktische Festland betreten werden. Als wir die Orne Harbour Bucht erreichen, ist das Wasser still wie ein See, das Abendlicht ist eigenartig silbergrau und die Anlandung erfolgt inmitten hohen Schnees.

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In unseren Gummistiefeln sind wir nicht viel beweglicher als die Pinguine, langsam erklimmen wir den Gipfel und können es kaum glauben, die Pinguine der Bucht haben die große Anhöhe auserwählt, um hier zu nisten. Ihre Autobahn beginnt allerdings auf der anderen, der See zugewandten Seite, schmutzig rosa zieht sich ein endloses Band den Hügel hinauf und die Zügelpinguine ziehen hier gemächlich ihre Bahnen. Auf Felsen haben sie es sich bequem gemacht, blicken auf das Schiff in der eisigen Bucht mit den umliegenden Bergen.

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Der Anblick ergreift, ist erhaben und in diesem Augenblick macht man sich bewusst, dass man zum ersten Mal auf dem sechsten Kontinent steht. Damit habe ich es also geschafft, alle Kontinente betreten zu haben. Was nun nicht heißen soll, dass das Reiseleben nun beendet ist, im Gegenteil, diese Reise hat neugierig gemacht auf mehr Eis und Zauberwelten. Aber erst einmal in Ruhe den Zügeleltern ins Nest geschaut, ihre Jungen sind deutlich gepflegter und adretter als der Nachwichs der Felsenpinguine. Stolz stehen die Eltern auf hohem Fels in der klaren Luft, füttern ihre Jungen, die Köpfe der Kleinen verschwinden fast völlig im Rachen der Versorger. Man möchte länger bleiben aber langsam wird es dunkel und im Schnee machen wir uns auf den Rückweg.

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Während das Schiff in der Bucht auf Nachzügler wartet, wird eine Flasche Wein geköpft, so ein unglaublicher Tag muss gefeiert werden. Allein auf dem Helikopterdeck, in Decken gehüllt und mit Blick auf eine unwirkliche Landschaft heben wir das Glas auf unser unglaubliches Glück. Wir sind auf dem Antarktischen Festland gestanden, wir haben jeden Tag der Reise bislang unglaubliches Glück gehabt, das Wetter hat mitgespielt, die Bewohner der Antarktis haben uns laut und schnatternd empfangen, ein Traum der wenigen Menschen vergönnt ist, ist Wirklichkeit geworden!

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