Der undurchdringliche Urwald von Bwindi liegt vier Stunden südlich des Queen Elisabeth Nationalparks im Länderdreieck Uganda- Ruanda- Kongo. Hier liegen die Restbestände des einst riesigen Regenwaldes, der einen endlosen Gürtel bildete zwischen er Grenze Kenias und dem Atlantischen Ozean.
Seit 1991 steht der Restwald unter strengem Naturschutz, sind hier doch die letzten Berggorillas der Erde zu Hause. Ungefähr vierhundert Exemplare leben in Uganda, verteilt auf fast dreißig Gruppen, jeweils 8 Personen pro habituierter Gruppe dürfen sich täglich aufmachen, unsere nahen Verwandten zu besuchen. Ein Unterfangen, welches man nie vergessen wird, nicht nur wegen den Gorillas, sondern wegen den enormen Anstrengungen, welche nötig sind, diese Tiere aus nächster Nähe zu sehen.
Wir werden am ersten Tag eingeteilt, die Habinyanta- Gruppe zu besuchen. Zuerst als müssen wir eine Stunde auf Pisten zum Urwaldrand fahren, von dort geht es dann unmittelbar in die grüne Hölle. Weh dem, der keine Profilsohlen hat, der Boden ist dank des täglichen Regens sehr rutschig, oft geht es steil zwischen den Büschen und Bäumen hinab, die Girlanden und Lianen sind voller Tücke, Stacheln und Dornen können böse Verletzungen hervorrufen.
Wir haben viel Glück, denn nach schon 45 Minuten blicken wir dem ersten Silberrücken ins Gesicht. Er lässt sich bei seinem Blätterfrühstück nicht stören, als wir ihm aber folgen und die Tracker mit der Machete das Gras vor seiner Nase wegschlagen, wird er zornig und begeht einen Scheinangriff. Da man nun ganz ruhig dabei bleiben soll, spielen wir mal eben Indianer Jones und lassen uns nichts anmerken. Gut gegangen, wir dürfen hinterher ungestört zuschauen, wie unser Riese sich in den Baum setzt und nur der dünne Ast bangt noch mehr um seine Unversehrtheit, als wir.
Mütter liegen faul im Busch und futtern Zweige, Kinder tollen an den Lianen herum und versuchen, dem Patriarchen der Familie zu imponieren, nie hätten wir es für möglich gehalten, so in unmittelbarer Nähe mit den Menschenaffen stehen zu dürfen. Wir folgen der schnell weiterziehenden Gruppe noch über steile Pfade und engste Grüntunnel, aber irgendwann haben sie uns ausgetrickst und wir treten den Rückweg an. Ein unglaubliches Erlebnis, unmöglich, so eine hautnahe Begegnung noch zu toppen.
Meinten wir. Tag Zwei aber soll noch viel besser kommen. Zwar sind wir etwas sauer, da man uns versprochen hatte, in Hotelnähe ohne Fahrerei auf Pirsch zu dürfen, aber da eine Gruppe der Gorillas heute Urlaub genommen hat, müssen wir weiter fahren als am gestrigen Tag. Und das soll sich als ganz großer Glücksfall erweisen.
Heute sind es die Gorillas der Gruppe Oruzogo, weit abgelegen von unserer gestrigen Wanderung geht es steil und rutschig bergab, der gestrige Weg war Zuckerschlecken gegen diese Tortur. Zwei Stunden müssen wir uns anstrengen, wieder müssen engste Durchgänge durch Laub und Dornen geschlagen werden, aber dann können wir unser Glück nicht fassen, als der nächste Silberrücken im Baume sitzt und uns huldvoll mit Nichtachtung bestraft. Als dann noch sein Stellvertreter, ein Schwarzrücken mit enormen Brüsten, sich zur Pose in die Sonne setzt, hört man kein Atmen mehr.
Haremsdamen sitzen vor uns und schmatzen, gähnen und knuspern an den harten Zweigen, ein Baby tollt herum, von allen Seiten sind wir von Affen umzingelt. Und nach einer Stunde und einem harte Aufstieg wissen wir, dass wir niemals in der Lage sein werden, zu beschreiben, was wir hier erleben durften. Mission completed, Uganda, das große Geheimnis Afrikas und seine Gorillas im Nebelwald, es war eine Reise, die noch lange nachwirken wird!