Abenteuer Uganda – Teil II, Murchison Falls National Park
Als der Engländer Barker im September1864 die Wasserfälle am Albertnil entdeckt, benennt er sie nach dem Vorsitzenden der Geographischen Gesellschaft in London, Murchison. Und auch wenn sie unter Idi Amin umbenannt wurden, sind der Albertsee, der Albertnil und eben auch der Namensgebende Wasserfall für den Park heute wieder aktuell.
Der mit fast 4000 km² riesige Murchison Falls National ist der größte in ganz Uganda und zweifellos auch der Tierreichste. Seine Savannenlandschaften fließen über von Wild, Tausende von den Uganda- Sumpfantilopen, hier Uganda Kob genannt, grasen in großen Familienverbänden, Oribiantilopen lagern auf jeder Piste und springen im letzten Moment ins hohe Gras, riesige Büffelherden ziehen durch die Weite und einsame Elefantenbullen teilen sich den endlosen Park mit oftmals großen Familienverbänden, welche gemeinsam das Ufer des gewaltigen Albertnils aufzusuchen um zu trinken.
Nirgends in Afrika stößt man auf so große Bestände der Uganda- oder Rothschildgiraffen, oft trifft man sie in Gruppen von 20 bis 30 Tieren, die vielen Jungtieren versprechen eine gesunde Entwicklung. Aufgeschreckt jagen sie in unbeholfenen Sprüngen über die Graslandschaft, während ansonsten in majestätischem Passgang durch die Ebene durchschreiten.
Im Delta des Albertnils kurz vor dem Übergang in den Albertsee sind die Ornithologen am Ziel, Klaffschnabelstörche und Graureiher teilen sich die Ufer mit Spornkiebitzen und Blaustirnblatthühnchen, Goliathreiher stehen im Schilf und Buntstörche ziehen vereinzelt ihre Kreise und wie immer machen die Kiebitze den meisten Lärm.
Die Herren der Lüfte sieht man vor allem bei der Bootsfahrt zum Wasserfall selbst, immer trifft man hier auf mehrere Exemplare des wunderschönen afrikanischen Schreiseeadlers. Ob am Ufer sitzend oder hoch im Gezweig, sein makelloser weißer Kopf verrät ihn an die Fotografen.
Die durchlöcherten hohen Lehmufer dienen den Scharlachspinten und andern Bienenfresserarten sowie den Grauliesten als Wohnung. Letztere zeichnen sich durch wunderbare Flugübungen aus, bewegen mit Höchstgeschwindigkeit ihre Flügel, um sich dann zielgenau auf ihre Beute zu stürzen.
Warum das Nilpferd so heißt wie es heißt, wenn es denn überhaupt weiß, dass wir es so nennen, ist mir schon immer ein Rätsel gewesen. Riesenwasserschwein würde dieses Geschöpf eigentlich besser beschreiben, denn im Galopp mit klappernden Hufen wird es eher nicht gesichtet. Sein schwerer Leib ruht tagsüber im Wasser, vorbeifahrenden Boote genau beobachtend, die kleinen Ohren sind immer in Bewegung, aber auch während der Sonnenstunden kommt es manchmal an Land, um zu grasen. Das Junge ist dabei sorgsam mit Lehm beschmiert, anstand Sonnenmilch, wie man vermuten darf, damit die zarte rosa- graue Haut nicht verbrennt.
Bei all den Tieren, vor allem beim Anblick der urzeitlichen Nilkrokodile vergisst man fast, dass man ja eigentlich wegen dem Murchison Wasserfall gekommen ist. Seine 43 Meter tosen durch eine nur 7 Meter breite Felsspalte und wirbeln dabei sämtliche Pflanzenreste zu Brei, ein weißer Schaum ist das Ergebnis dieser Zerstörungswut. Wie schön wäre es, könnte man jetzt einfach dem Lauf des Flusses bis nach Ägypten folgen, eingerahmt von seinen Papyrushainen und in Begleitung dieser fantastischen Tierwelt. Aber immer noch ist der Südsudan in einer Bürgerkriegsähnlichen Situation, somit bleibt mein uralter Reisetraum noch unerfüllt. Aber wer weiß, immerhin haben wir es geschafft, schon das dritte Mal vor den Murchison Falls zum Stehen zu kommen…