12000 KM² Salz. Ein endloses weiß, eine gleißende Wüste. Am Flugfeld liegt einer der hässlichsten Orte Südamerikas, die Kleinstadt von Uyuni. Also nichts wie weg von hier, aber bevor wir Salz lecken dürfen, muss ein Besuch am wohl skurrilsten Eisenbahnfiedhof der Welt eingeplant werden, als großer Fan von Jim Knopf und Lukas, dem Lokomotivführer darf dieser Besuch nicht fehlen. Alte Minentransportbahnen liegen hier vergessen und von der Zeit angenagt inmitten eines endlosen Nichts. Die Aymara haben den Minengesellschaften das Leben schwer gemacht und diese haben schließlich das von Engländern errichtete Eisenbahnnetz aufgegeben. Da es seit dem Salpeterkrieg mit Chile sowieso fast unmöglich war eine Verbindung zum Meer aufrecht zu erhalten, gab die Regierung in den vierziger Jahren den Traum vom schnellen Reichtum endgültig auf. Nun ist dieser allerdings erneut erwacht, denn der größte Salzsee der Erde verspricht neuen Reichtum des allseits geschätzten Lithiums, welches in diesem riesigen Salzmeer schlummert. Woher allerdings die Milliarden für Investitionen kommen sollen, diesen Schatz zu heben, steht noch im Kreuz des Südens.
Wir fahren über eine Sunde durch dieses wunderbare Weiß, die flache Ebene ist eine unglaubliche Faszination, Reinheit und eine heile Welt wohin das Auge blickt. Der Himmel gibt sein Bestes, der Kontrast zum Blau lässt bayrische Herzen höher schlagen, die Salar de Uyuni scheint nicht von dieser Welt.
Am Horizont tauche Inselgleich Vulkane und kleine Erhöhungen auf, einige Inseln liegen in diesem endlosen Weiß, langsam halten wir auf eine Fischförmige Insel zu. Die Isla de los Pescadores heißt offiziell Isla Incahuasi und ist der wohl merkwürdigste Garten auf Gottes Erden. Hunderte von merkwürdig verformten Riesenkakteen stehen auf dieser Koralleninsel inmitten des Nichts, sie wachsen schrecklich langsam, einen Zentimeter im Jahr legen sie zu, sie müssen also Jahrhunderte auf dem Stachel haben, denn sie sind teilweise zu solchen Säulen gewachsen, dass sie den Himmel zu tragen scheinen. Der Anstieg ist aufregend, steil und schwer, aber man wird magisch angezogen, möchte mehr sehen, will den unglaubliche Ausblick genießen auf diese völlig außerirdische Welt im strahlend weißen Meer.
Salzwüste und Kaktusinsel
Der Tisch ist gedeckt auf einer Scheibe aus Schnee, inmitten dieser Pracht steht das kleine Lunchbuffet bereit, wenn Herr Tur Tur oder ein paar außerirdische grüne Männchen sich zu uns setzen würden, wir würden uns nicht wundern. Es kommt aber niemand, wir müssen also nichts teilen, genießen es, hier sein zu dürfen und diesen wohl merkwürdigsten Platz des südamerikanischen Kontinents wie für uns allein zu haben.
Am Rande der Wüste locken bunte erloschene Vulkane, die Spitze des Tahua Vulkans ist schwefelgelb gemischt mit eisenhaltiger roter Erde, darunter verlassene Steindörfer, wenige Gehöfte, in denen Lamazüchter leben. Eine alte vorinkazeitliche Pukara, sprich Festung liegt ausgeplündert und hinter marodem Zaun hoch über der glitzernden Fläche, was mag Menschen bewogen haben, in dieser Einsamkeit auszuharren. Rätsel über Rätsel, die wir nicht lösen werden.
Puccara, Vorinkasiedlung
Die Sonne, welche am Winteranfang dank des Windes kaum die Kraft hatte, diese Wüste zu wärmen, verschwindet mit eigeplanter Dramatik hinter der weißen Scheibe. Die Salzkristallränder, Eisplatten ähnlich, leuchten noch einmal leise, bevor die Milchstraße ihre ganze Schönheit über diesen nicht zu beschreibenden Ort ergießt. Ein Tag, den man nie mehr vergessen wird, der vielleicht eindrucksvollste Besuch unserer großen Expedition durch Südamerika…